Eine eigene Firma übernehmen – das klingt erst mal verlockend: Kein mühsamer Aufbau, ein fertiger Kundenstamm, laufende Verträge, eingespieltes Team.

Aber genau hier liegt der Haken. Denn wo bereits Strukturen bestehen, gibt es auch Altlasten. Wer beim Firmenkauf nicht genau hinschaut, kann böse Überraschungen erleben – und teuer dafür zahlen.

Firmenkauf ist kein Spaziergang

Die Firma ist am Markt etabliert, macht Gewinn, hat gute Kundenbeziehungen – was soll da schon schiefgehen? Eine ganze Menge. Denn als Käufer treten Sie in einen rechtlich und wirtschaftlich komplexen Rahmen ein. Und der hat es in sich.

Was vielen nicht klar ist: Beim Kauf einer bestehenden Firma übernimmt man nicht nur Chancen, sondern auch Risiken – und zwar teils haftungsrelevant. Laufen z. B. Altforderungen, droht ein Rechtsstreit oder gibt es noch offene Verpflichtungen gegenüber Mitarbeitenden? Wer sich hier auf das Bauchgefühl verlässt, zahlt womöglich Lehrgeld.

Ein Firmenkauf bietet Chancen, keine Frage. Aber nur dann, wenn er sauber vorbereitet und professionell begleitet wird.

Die 3 häufigsten Irrtümer beim Firmenkauf

1. „Ich übernehme ja nur die Firma, nicht die Probleme.“
   Leider nein. Mit der Übernahme kommen auch Altlasten: Arbeitsverträge, Haftungen, Steuerverpflichtungen – all das kann Sie nachträglich einholen.
2. „Der Verkäufer hat doch alles offengelegt.“
   Transparenz ist gut, Kontrolle ist besser. Es gibt keine Pflicht zur vollständigen Offenlegung. Und auch keine Garantie, dass nichts vergessen wurde.
3. „Ich nehme einfach den Mustervertrag vom letzten Mal.“
   Jeder Firmenkauf ist individuell. Ein Standardvertrag reicht nicht aus. Ohne präzise Prüfung und Anpassung drohen Lücken und unklare Regelungen.

Anwaltspflicht – und zwar rechtzeitig

So ein Deal braucht Profis. Wer meint, beim Firmenkauf den Anwalt sparen zu können, irrt sich gewaltig. Denn hier geht es nicht nur um die Prüfung eines Vertrags – es geht um die vollständige juristische und wirtschaftliche Absicherung.

Ein guter Anwalt klärt:

• Was genau wird eigentlich gekauft? (Asset Deal vs. Share Deal)
• Welche Altverträge laufen weiter?
• Gibt es versteckte Verbindlichkeiten?
• Welche Garantien muss der Verkäufer abgeben?
• Wie kann ich mich gegen spätere Forderungen absichern?

Und ganz wichtig: Nur ein erfahrener Anwalt erkennt Klauseln, die später teuer werden – und formuliert Alternativen.

Der Ablauf eines Firmenkaufs: Schritt für Schritt

1. Sondierung und erste Gespräche
   Was ist das Ziel des Kaufs? Welche Art von Firma passt überhaupt zu Ihnen?
2. Vertraulichkeit sicherstellen (NDA)
   Bevor sensible Zahlen ausgetauscht werden, sollte eine Vertraulichkeitsvereinbarung stehen.
3. Vorverhandlungen und Absichtserklärung (Letter of Intent)
   Hier werden Eckpunkte und Erwartungen definiert, aber noch nichts entschieden.
4. Due Diligence
   Die wichtigste Phase: Prüfung aller rechtlichen, steuerlichen und wirtschaftlichen Unterlagen durch Anwalt und Steuerberater.
5. Vertragsverhandlung
   Jetzt wird es konkret: Wer haftet wofür, wie sieht der Zahlungsplan aus, welche Garantien gibt es?
6. Abschluss & Übergabe
   Mit der Unterzeichnung beginnt die heiße Phase: Kommunikation an Mitarbeitende, Übernahme laufender Prozesse, Integrationsplanung.

Checkliste: Was der Anwalt prüfen sollte

• Bilanzen und Verträge (Miet-, Lieferanten-, Arbeitsverhältnisse)
• Steuerliche Lage und Betriebsprüfungsrisiken
• Sozialversicherungsbeiträge und arbeitsrechtliche Verpflichtungen
• Marken, Lizenzen, geistiges Eigentum
• Unternehmensstruktur, Beteiligungen, Gesellschaftsverträge
• Laufende oder drohende Rechtsstreitigkeiten
• Umweltauflagen, Genehmigungen, branchenspezifische Risiken

Eine Unterschrift mit Folgen

Ein Firmenkauf ist keine Formalie, sondern ein hochkomplexer Vorgang. Wer ihn auf die leichte Schulter nimmt, riskiert viel. Vertrauen Sie nicht auf Vorlagen oder gut gemeinte Tipps vom Bekannten. Holen Sie sich rechtzeitig den richtigen Anwalt – einen, der nicht nur juristisch, sondern auch unternehmerisch denkt.

Ein Unternehmen kaufen kann ein Befreiungsschlag sein – oder ein Albtraum. Der Unterschied? Ein richtig guter Anwalt.

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